Sommer Blog Ängste
Die Corona-Krise ist für viele Kinder mit psychischen Belastungen verbunden. Lehrerinnen und Lehrer können dazu beitragen, die Folgen zu lindern.
Charlotte ist zehn Jahre alt. Sie besucht die fünfte Klasse einer Realschule. Alles ist für sie neu, die Lehrerinnen und Lehrer, die Mitschülerinnen und Mitschüler, der Schulweg – und der Unterricht unter Corona-Bedingungen. Maskenpflicht, Abstand halten so gut es geht, immer wieder Händewaschen, immer wieder neue Schreckensnachrichten: Corona an der Nachbarschule, in der eigenen Schule hat sich ein Schüler der Stufe 6 infiziert, Kinder und Lehrer kommen in Quarantäne. Die Eltern sind in Sorge. Aufregung allerorten.
Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht nehmen zu
Schülerinnen und Schüler, die das alles nicht beeindruckt, müssen hartgesotten sein. Tatsächlich empfinden viele Mädchen und Jungen die Corona-Krise als emotional belastend. Die am häufigsten von Kindern geäußerte Sorge: Ein Familienmitglied könnte am Coronavirus erkranken. Zudem beschäftigt es die Schülerinnen und Schüler, dass sie ihre Großeltern nicht mehr besuchen können und dass Urlaubspläne abgesagt werden müssen. Dazu kommen wirtschaftliche Probleme, die Familien in Existenznöte bringen.
Die Nöte sind sehr unterschiedlich. Manche Kinder reagieren mit Ängsten, Schlafstörungen oder Alpträumen, so wissen Psychologen. Andere sind „auffällig unauffällig“. Sie ziehen sich trotz der einengenden Situation noch weiter zurück, verlieren sich in sozialen Medien oder Videospielen. Andere werden, auch im Unterricht, unruhig. Anzeichen für seelische Probleme von Kindern können Nervosität und Konzentrationsprobleme sein. Reizbarkeit, Aggressivität und nicht mehr altersentsprechendes Verhalten sind Signale. Manche Kinder reagieren mit Übelkeit, Bauch- oder Kopfschmerzen. Besonders schwierig ist die Situation für jene, die schon vor Ausbruch der Pandemie seelische Probleme hatten.
Können Lehrerinnen und Lehrer Kindern in dieser Situation helfen? Durchaus. Lehrkräfte sind, nach Eltern und Großeltern, die wichtigsten erwachsenen Bezugspersonen für Kinder. Ihr Verhalten hat also Einfluss. Wichtig ist zunächst: Wenn Kinder von sich aus über ihre Sorgen reden, dürfen sie ihnen nicht ausgeredet werden – sie sind ernst zu nehmen.
Lehrerinnen und Lehrer sollten im Unterricht Mut machen
Dabei hilft es, das Infektionsgeschehen kindgerecht zu erklären. Was ist überhaupt ein Virus? Wie können sich Menschen davor schützen? Welche Gefahr droht bei einer Infektion? Was tun Ärzte, um Patienten zu helfen? Zentral dabei ist es, möglichst sachlich zu informieren. Denn Kinder lassen sich von den Emotionen der Erwachsenen um sie herum anstecken, umso stärker, je jünger die Kinder sind. Erklärungen mit schreckgeweiteten Augen tragen also wenig zur Beruhigung bei.
Ein Tipp: Lehrerinnen und Lehrer sollten gegenüber Schülerinnen und Schülern immer wieder darauf hinweisen, dass die Corona-Krise zeitlich begrenzt ist. Wir schauen mal bis zu den nächsten Ferien, dann sehen wir weiter… Spätestens, wenn ein Impfstoff gefunden wurde, wird sich die Krise auflösen… Wissenschaftler in der ganzen Welt arbeiten bereits daran… Motivierend ist es auch, deutlich zu machen, dass das Verhalten der Kinder Einfluss hat. Um mit Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zu sprechen: „Lasst uns heute Abstand halten, damit wir uns morgen wieder umarmen können.“
Sachliche Aufklärung über das Coronavirus hilft Kindern
Wie wichtig eine sachliche Aufklärung über das Coronavirus für Kinder ist, belegt eine aktuelle weltweite Studie, in deren Rahmen Mädchen und Jungen nach ihren Ängsten befragt wurden. Eine wichtige Erkenntnis dabei: Diejenigen, die Fake News zur Pandemie („das Coronavirus wurde von einer ausländischen Regierung als Waffe in Umlauf gebracht“) von seriösen Informationen nicht unterscheiden konnten, zeigten sich viel ängstlicher als aufgeklärte Altersgenossinnen und -genossen. Kinder brauchen Klarheit, um sich in der Krise nicht ohnmächtig zu fühlen. Wer viel weiß, hat weniger Angst. Dabei können Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern helfen.
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