sommer Blog Lernvoraussetzungen / Lernstand erheben

Lernstandserhebungen gehören für Lehrerinnen und Lehrer zum alltäglichen pädagogischen Instrumentarium: Es sind professionelle Werkzeuge, mit denen sich ohne Noten und Leistungsdruck feststellen lässt, wo Schülerinnen und Schüler beim Erwerb von Inhalten und Kompetenzen stehen – ob mündlich oder schriftlich durchgeführt, mit gedruckten oder digitalen Materialien, ob an Lehrplänen oder an Bildungsstandards ausgerichtet.   

Zu Beginn des neuen Schuljahres werden sich nicht alle Schülerinnen und Schüler auf dem gleichen Stand befinden. Das ist zwar grundsätzlich nichts Ungewöhnliches – in diesem Jahr aber wohl doch besonders: Studien zeigen auf, dass der Lernstand nach Schulschließungen, Distanz- und Wechselunterricht besonders heterogen sein könnte. Während insbesondere lernschwächere Schülerinnen und Schüler noch weiter an Boden verloren zu haben scheinen, kamen leistungsstarke Kinder und Jugendliche mit dem Digitalunterricht häufig gut zurecht. Das gilt aber nicht durchgängig. Offenbar ist so manches Kind, das in einer vollbesetzten Klasse zurückhaltend agiert, im Distanzunterricht regelrecht „aufgetaut“. Umso wichtiger ist es, dass die Lehrkraft den Lernstand jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin nach und nach ermittelt.

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Der individuelle Lernstand soll erkannt und beschrieben werden, um bei Bedarf eine passende Förderung zu entwickeln

Die Wahl des passenden Verfahrens – vom individuellen Einzelgespräch bis zum wissenschaftlich erprobten und standardisierten Testverfahren – ist Sache der Lehrkraft, die die Voraussetzungen ihrer Schülerinnen und Schüler am besten kennt und mit Blick auf Alter, Fach und Unterrichtsverlauf auswählt. Das Ziel? Klar: Der individuelle Lernstand soll erkannt und beschrieben werden, um bei Bedarf eine passende Förderung zu entwickeln. Um systematisch und im Zusammenwirken mit den Eltern vorzugehen, bietet sich ein Förderplan an.

Was genau sind Lernstandserhebungen? Die Didaktik unterscheidet standardisierte und curriculare: Standardisierte Lernstandserhebungen sind unbenotete Diagnoseverfahren, die die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler objektiv messen. Die Aufgaben für standardisierte Lernstandserhebungen werden sorgfältig durch erprobte Vergleichsverfahren ausgewählt. Sie orientieren sich in erster Linie an grundlegenden Bildungszielen und Kompetenzerwartungen, wie sie etwa in den durch die KMK beschlossenen Bildungsstandards beschrieben sind. Standardisierte Lernstandserhebungen ermöglichen eine objektive Rückmeldung darüber, welches Wissen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die Lernenden nachhaltig erworben haben. Durch objektivierbare Ergebnisse, die zurückgespiegelt werden, können solche Lernstandserhebungen Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützen, ihren Unterricht noch besser am aktuellen Lernstand der Klasse auszurichten und Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. In den Jahrgangsstufenteams und den Fachschaftsteams können die Rückmeldungen dann im kollegialen Austausch besprochen und, darauf aufbauend, pädagogische Interventionen und Fördermaßnahmen geplant und durchgeführt werden.

Verlage bieten ein umfangreiches Angebot zur Lernstandsdiagnose an, das sich an den Lehrplänen orientiert

An vielen Schulen existieren zudem lange praktizierte Formen der curricularen Lernstandserhebung, wie schulinterne Jahrgangsstufentests. Auch die alljährlich von Lehrkräften gestalteten Nachprüfungen eignen sich als curriculare Lernstandserhebung. Zudem bieten auch die Schulbuchverlage ein umfangreiches Angebot zur Lernstandsdiagnose an, häufig onlinebasiert, das sich an den Lehrplänen orientiert.

Aufgrund der aktuellen Lage im Zuge der Corona-Pandemie haben manche Bundesländer die Vergleichsarbeiten VERA 3 verschoben, sodass sie ausnahmsweise zu Beginn des Schuljahres stattfinden. Sie erlauben eine Einschätzung des Leistungsstands der Klasse vor dem Hintergrund der bundesweit geltenden Bildungsstandards. Da diese erst zum Ende der Grundschulzeit erreicht werden sollen, bleibt Zeit, um die noch nicht sicher beherrschten Inhalte und Kompetenzen im Unterricht stärker in den Fokus zu nehmen – um den Schülerinnen und Schülern den Start in die weiterführende Schule, die in den meisten Bundesländern dann ansteht, zu erleichtern. Dabei hilft es Lehrkräften, die relativen Stärken und Schwächen einer Klasse zu betrachten. Solche Ergebnisse sind Teil der Rückmeldungen.

Ähnliches gilt für VERA 8 – auch hier wurden die Termine in einigen Bundesländern verschoben, sodass die Vergleichsarbeiten für die anstehenden Lernstandserhebungen nach dem Corona-Jahr genutzt werden können. Je nach Abschlussziel bleiben zu diesem Zeitpunkt noch fast ein oder zwei Jahre Zeit, um festgestellte Rückstände aufzuholen und noch nicht erworbene Lerninhalte zu erarbeiten.



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